Boden (2) - Ein Gesamtkunstwerk (Teil 1)

Ausschnitt aus der Bodenkarte 1:50.000 Messtischblatt 4813 Attendorn
Ausschnitt aus der Bodenkarte 1:50.000 Messtischblatt 4813 Attendorn

Böden werden über sehr lange Zeiträume hinweg von den unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst. Dies ergibt ein buntes Bild der verschiedenen Bodentypen. Was Sie auf der Karte sehen, ist schon eine vereinfachte Darstellung des manchmal sehr kleinräumigen Mosaiks. Das Puzzle ergibt Sinn, wenn man die darunter liegende Topographische Karte (Stand 1972) beachtet.
Zur Orientierung: Der Biggesee und der Ahauser Stausee sind weiß dargestellt. Das in Mäandern verlaufende Tal der Bigge ist grün gefärbt, die kleineren Bachtäler blau. Bei beiden handelt es sich um Ablagerungen der Fließgewässer aus jüngerer Zeit. Sobald nämlich die Menschen begannen die Wälder auf den Höhen zu roden, setzte zum Teil starke Erosion ein. Das Material bedeckt heute den Flussschotter und trägt Wiesen mit hohem Ertrag, kann aber zeitweise überflutet werden (daher: semiterrestrische Böden). Es handelt sich um Auen, deren Artenvielfalt stark gefährdet ist. Weite Teile sind überbaut, was nicht nur bei Attendorn der Fall ist.
Den größten Teil der Fläche nehmen beige Farbtöne ein. Sie zeigen Braunerden an, die die Hänge und Kuppen bedecken. Dort wächst hauptsächlich Wald, weil die Böden (B31) kaum Ertrag für die Landwirtschaft bringen und erosionsgefährdet sind. Darin eingebettet, nur durch Strichelung angedeutet, liegen Bereiche mit Ranker. Dieser Bodentyp besteht fast nur aus Steinen und ist außerdem dürregefährdet.
Am anderen Ende der Skala der Bodenwerte liegen die dunkelbraunen und gelben Bereiche. Hier liegen Kalkstein und Löß im Untergrund und sorgen für reges Bodenleben. Die Wertzahlen richten sich nach den ertragreichsten Böden in Deutschland. Das sind die Schwarzerden der Magdeburger Börde mit 100 Punkten.

bR2 Rendzina und Rendzina-Braunerde
Boden des Jahres 2025! Kommt im Attendorn-Elsper Raum kleinflächig in Kuppen- und Steilhanglagen vor. Bei Ackernutzung ist Rendzina steinig und erosionsgefährdet, unter Laubwald bildet sich Mull-Humus, wobei das Bodenleben die Laubstreu innerhalb eines Jahres verwertet und zahlreiche Frühblüher erscheinen. In Attendorn wurde eine der letzten dieser Flächen für die Neuge-staltung des „Bürgerparks“ überbaut. Buschwindröschen und ihre Mitbewohner kommen in gestörten Böden nicht mehr vor.
B2 Braunerde auf Kalkstein
Wertzahl 50-60; toniger Lehmboden, überwiegend Acker mit mittlerem bis hohem Ertrag.
B31 und B32 Braunerde aus Tonschiefer, Siltstein und Sandstein
Wertzahl 30 – 55; Schluffige Lehmböden, steinig, großflächig im gesamten Blattgebiet, hauptsächlich Wald oder auch Weiden, gelegentlich Äcker in unteren Hanglagen
L31 und L32 Parabraunerden aus Löß über Kalkstein
Wertzahlen 60 – 75; Aufgrund der guten Bodeneigenschaften zählen sie zu den besten Böden des Blattgebietes und des Sauerlandes überhaupt. Sie sind zum Anbau aller Kulturpflanzen geeignet. Sie stehen seit Jahrhunderten in landwirtschaftlicher Nutzung. Mit ihren ansehnlichen alten Gehöften weisen sie auf eine bereits lange bestehende Wohlhabenheit hin, die nur der Ertragsfähigkeit der Böden zu verdanken ist. „Leider“ sind sie nur schwach geneigt („Ennester Hochebene“) und bieten sich so den Stadtplanern als Baugebiet an. Ob die Entscheidung, die Lößböden zuzubauen aber langfristig zukunftsfähig ist, wage ich zu bezweifeln.
SL3 Pseudogley-Parabraunerde
Wertzahlen 55 – 65; Kleinflächig haben sich in ebenen oder fast ebenen Hangfuß- und Terrassenlagen in feinen Sedimenten primär Parabraunerden entwickelt, die trotz Grundwassereinfluss gute Ackerstandorte sind. Jetzt entsteht dort das Industriegebiet Eckenbachtal.
C2 Terra fusca
Wertzahlen 35 – 45; kleinflächige, man könnte sagen „Launen der Natur“. Es handelt sich um einen fossilen Boden, der lange vor den Eiszeiten unter tropischen und subtropischen Bedingungen entstand und sich im Karst erhalten hat. Man findet hier kleine Klumpen von Nadeleisenerz. Die Bewirtschaftung als Acker ist schwierig.
Lit.: Geologische Karte von NRW 1: 25.000; Erläuterungen zu Blatt 4813 Attendorn von Willi Ziegler u.a. 1978