Wasser (16) - eine kurze Lektion über Moore

1 Moore existieren auf allen Kontinenten. Sie entstehen durch Torfbildung auf ganzjährig wassergesättigten Böden. Grundlage des Prozesses sind Torfmoose, deren abgestorbene Teile im sauerstoffarmen, sauren Wasser nicht vollständig zersetzt werden und nach und nach den Torfkörper bilden.
 
2 Weltweit bedecken Moore 3 % der Landfläche, binden aber doppelt so viel Kohlenstoff, wie die Biomasse aller Wälder der Erde zusammen. In der Bundesrepublik werden 228 Tonnen CO2 pro Hektar Wald festgelegt, in den Mooren sind es 937,5 Tonnen pro Hektar.


3 Moore gehen zehnmal schneller verloren, als sie wachsen. Durch menschliche Aktivitäten werden jährlich 500.000 Hektar Moor zerstört. Noch intakte Moore müssen dringend geschützt werden. Ein „Torfkörper“ wächst extrem langsam, nur etwa einen Millimeter pro Jahr. Bis sich ein Moor mit einer ein Meter mächtigen Torfschicht entwickelt hat, dauert es etwa 1.000 Jahre. Häufig entsteht zunächst ein sogenanntes Niedermoor, das hauptsächlich aus mineralstoffreichem Bodenwasser gespeist wird. Wächst der Torf jedoch höher, verliert er mit der Zeit den Kontakt zum Grundwasser und damit auch zu Nährstoffen. Das Moor muss seinen Wasserbedarf nun vermehrt durch Regenwasser decken. Moore in diesem Stadium bezeichnet man auch als Übergangsmoore. Neben dem ausschließlich vom Regen geprägten Hochmoor gibt es diverse Moortypen, die vom Grund- und Oberflächenwasser beeinflusst werden.

4 Natürliche Moore ziehen beträchtliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre, das sie als KOHLENSTOFF IM TORFBODEN SPEICHERN. Werden sie jedoch zerstört, setzen sie große Mengen CO₂ frei – und belasten das Klima. Bundesweit werden etwa 44 Millionen Tonnen CO2 – Äquivalente jährlich aus entwässerten Moorböden freigesetzt, das sind ca. 5 % der Gesamtemissionen der Bundesrepublik. Der Lebensraum löst sich buchstäblich in Luft auf.


5 Ein Großteil aller entwässerten Moore weltweit wird LANDWIRTSCHAFTLICH GENUTZT. In Deutschland: über zwei Drittel aller Moore. Sie dienen vor allem der Tierhaltung. Moorlandschaften bedeckten ursprünglich mit 1,5 Millionen Hektar (4,2%) der Landesfläche Deutschlands. Heute sind 95% davon tot – d.h. entwässert, abgetorft, bebaut, landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt.


6 Nasse Moore spielen eine entscheidende Rolle im WASSERKREISLAUF. Sie speichern Wasser wie ein Schwamm, sie filtern es und helfen so bei Dürreperioden und Überschwemmungen. Die KLIMAKRISE macht Moore trockener und anfälliger für emissionslastige Torfbrände.  Mit 4.500 ha ist das Hohe Venn das größte Naturschutzgebiet Belgiens. Es liegt direkt an der deutschen Grenze in der Nähe von Aachen. Im Frühling 2023 brach dort ein großes Feuer aus. „Zum Glück“ brannte auf 170 ha Fläche nur das Pfeifengras oberflächlich ab, weil das Moor wassergesättigt war. Somit waren „nur“ brütende Vögel und eine wichtige Kreuzotterpopulation in Gefahr. Beginnt jedoch der Torf zu brennen, ist das Feuer kaum zu löschen, da es unter der Oberfläche weiter schwelt und es werden riesige Mengen an Treibhausgasen frei.

7 Moore beherbergen SELTENE UND BEDROHTE PFLANZEN UND TIERARTEN. Die weltweit größte Gefahr für sie ist die künstliche Entwässerung und Entwaldung für die Land- und Forstwirtschaft.

8 Um die ZIELE DES PARISER KLIMAABKOMMENS für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu erreichen, müssen in Deutschland mindestens 50.000 Hektar Moore wieder vernässt werden, in der EU 500.000 Hektar und weltweit 2 Millionen Hektar – pro Jahr. Der NABU engagiert sich mit Projekten in der Röhn, im Theikenmeer im Emsland, in den Lange Damm Wiesen in Brandenburg u.a. (Quelle: nabu-broschuere-moorschutz-2021.pdf)


9 Die Emissionen aus entwässerten Mooren können stark gesenkt werden, ohne dass Landwirtschaftsbetriebe dafür auf ihre Nutzung verzichten müssen: mit Anhebung der Wasserstände und der Umstellung auf PALUDIKULTUR wie dem Anbau von Schilf oder der Haltung von Wasserbüffeln.

10 Jahrhundertelang wurde Torf vor allem als BRENNSTOFF verwendet. Heute wird er hauptsächlich als BLUMENERDE IM GARTENBAU genutzt. Ökologische Alternativen dazu müssen stärker gefördert werden.


11 Seit Jahrhunderten werden Moore zerstört. Damit sie ihren Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten können, braucht es neue Narrative und Visionen für eine große TRANSFORMATION ZU NASSEN MOORLANDSCHAFTEN.


12 In vielen Weltgegenden gibt es WALDBEDECKTE MOORE: Erlenbrüche in Europa oder Moorregenwälder in den Tropen. Sie speichern besonders viel Kohlenstoff und müssen unbedingt erhalten oder restauriert werden.

(Quelle: Mooratlas, 2023, ISBN 978-3-86928-254-1
Download-Adressen: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin, www.boell.de/mooratlas Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, www.bund.net/mooratlas Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, Ellernholzstraße 1/3, 17489 Greifswald, www.succow-stiftung.de/mooratlas Der Mooratlas kann bei der Heinrich-Böll-Stiftung auch im Klassensatz für den Unterricht bestellt werden. Die Bestellbedingungen finden Sie auf unserer Website boell.de/publikationen.)