Jedermann setzt voraus, dass Trinkwasser zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Wasserhahn fließt. Sauberes Wasser hat da zu sein – es wird ja schließlich auch bezahlt.
Gleichzeitig weiß ein großer Teil der Bevölkerung aber nicht einmal, wo das Wasser, dass bei ihm aus der Leitung fließt, gewonnen wird. Die Kreiswerke Olpe fördern 66% des Rohwassers aus
der Listertalsperre, die restlichen 34% stammen aus unterirdischen Gewässern (Quellen und Brunnen). Außerdem spielen noch immer vergleichsweise viele kleine Wasserbeschaffungsverbände
eine Rolle, die über die Kreisfläche verteilt arbeiten.
Gewinnung, Förderung, Aufbereitung, Überwachung, Speicherung, Transport und Verwaltung des Trinkwassers kosten Geld. Daher muss das Versorgungsunternehmen vom Verbraucher einen
Preis fordern, der alle Kosten deckt. Wie hoch ist der Preis für 1 m³ bei Ihrem Versorger? Was er dafür leistet ist beachtlich. Zunächst muss die Infrastruktur (Gebäude, Pumpen, Rohre etc.)
angeschafft und unterhalten werden. Tag-täglich arbeiten zahlreiche Menschen in der Wartung und Verwaltung. Je nach Qualität des Rohwassers erfolgt eine mehr oder weniger komplizierte
Aufbereitung, die manchmal teure Apparaturen erfordert. Je schlechter die Beschaffenheit des Rohprodukts Wasser, desto größer wird der finanzielle Aufwand, daraus Trinkwasser
herzustellen. Jede weitere Filteranlage, die zwischen Quelle und Wasserleitung eingeschaltet werden muss, erhöht das Risiko, dass Schadstoffe (Bakterien) durchschlagen. Um die Qualität
des Trinkwassers zu garantieren, braucht es daher eine lückenlose Überwachung. Kommt Ihnen der Kubikmeterpreis immer noch hoch vor?
Die gleiche Menge Mineralwasser kostet im Laden zwischen 750 und 1500 €. Es kann aber auch deutlich teurer sein. Getränkehersteller nutzen in der Regel eigene Brunnen. Nach dem
Wasserentgeltgesetz NRW (WASEG) erhebt das Land für Wasserentnahmen ein Entgelt. Das Wasserentnahmeentgelt beträgt 5 cent/m3.
Bevorzugen Sie gewöhnlich Mineralwasser? Warum? Weil es Mineralien enthält? Wichtige Mineralien, die im Mineralwasser vorkommen, sind Kalzium und Magnesium. Sie kommen aber je
nach Marke nur in so geringen Mengen vor, dass sie nicht gesundheitswirksam sind. Es empfiehlt sich, die Inhaltsstoffe genau zu studieren. Auch im Trinkwasser aus der Leitung sind Mineralien
enthalten, sonst wäre es destilliertes Wasser und das ist wirklich gesundheitsschädlich. Die Inhaltsstoffe Ihres Trinkwassers sind auf der Homepage Ihres Versorgers vermerkt.
Wollen Sie Ihrem Besuch etwas Gutes tun und bieten deshalb Mineralwasser an? Warum stellen Sie nicht eine ansprechende Karaffe mit kühlem Leitungswasser und Limettenscheibchen auf den
Tisch? Gern auch gesprudelt. Oder haben Sie gehört, dass das Leitungswasser mit Schadstoffen belastet sein kann? Im Gegensatz zum Mineralwasser wird Leitungswasser täglich
auf viele Parameter untersucht. Wenn das Rohwasser belastet ist, dann wird es vorher aufwändig aufbereitet. Wenn Sie Sorge haben, dass die Leitungen (Bleirohre werden im Leitungsnetz
schon lange nicht mehr verwendet) Metalle abgeben, dann lassen Sie morgens einige Liter durch den Wasserkreis laufen, bevor sie Kaffee kochen.
Was also bewegt die Mehrheit der Bevölkerung, Mineralwasser den Vorzug zu geben? Die Werbung? Das Image des Produkts? Hat Leitungswasser kein gutes Image? Muss wohl so sein. Dabei ist es
alltäglich, immer vor Ort verfügbar, wird frei Haus geliefert und ist konkurrenzlos günstig. Welchen Wert hat Trinkwasser aus der Leitung? Die Antwort wird deutlich, wenn man die Frage
einmal anders stellt: „Wie wäre es, wenn es sauberes Wasser nur noch in Flaschen zu kaufen gäbe?“ Klar: Für mittellose Menschen würde das teure Gut unerschwinglich.
Genau das ist in Chile geschehen. Dort wurde die Wasserversorgung privatisiert und jede Regelung aufgehoben. Infolge dessen konzentrierte sich der Wassermarkt in der Hand weniger Großkonzerne und
der Spekulation wurde Tür und Tor geöffnet. Dazu kommt noch die Dürre.
In den europäischen Nachbarländern ist der Trend zur Privatisierung der Trinkwasserversorgung schon weiter fortgeschritten, als bei uns. In Spanien führte die Wasserknappheit zu großtechnischen
„Lösungen“; In England unter M. Thatcher gab es Verbraucherproteste, weil die Wasserqualität nicht mehr der Norm entsprach; In Italien kommt nur noch Brauchwasser aus den Leitungen, d.h.
Trinkwasser muss in Flaschen gekauft werden; Und in Frankreich liegt die Trinkwasserversorgung in der Hand eines Monopolisten, der die letzten Quellen in den Bergen aufkauft, um das Wasser in den
Städten zu verkaufen. Und in Deutschland?
Die Lobby der chemischen und der Agrarindustrie rufen schon lange nach einer Lockerung der Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung, weil die Brunnen an vielen Orten geschlossen werden mussten,
oder von der Schließung bedroht sind. In NRW sind im Braunkohlerevier und im Flachland schon sehr große Grundwasservorkommen in schlechtem Zustand. Hier wird sich in absehbarer
Zeit kein guter Grundwasserzustand herstellen lassen, denn das geschieht nur durch Versickerung sauberen Wassers, das die Schadstoffe im Untergrund verdünnt. Ein sehr langsamer Prozess.
„Grundwasser hat ein langes Gedächtnis.“, meinte Herr Garbe in seinem Vortrag dazu.
Im Kreis Olpe ist ein „guter“ chemischer und mengenmäßiger Zustand des Grundwassers nachgewiesen. Es gibt 21 Messstellen, für die alle 6 Jahre eine Zustandserhebung durchgeführt wird. Die
Mehrheit der Stellen liegt im Karst, da die Vorkommen wasserwirtschaftlich bedeutsam sind.
Es gibt 10.000e von menschengemachten Stoffen, die alle ins Wasser gelangen können. Es dauert eine Weile, bis sie das Grundwasser erreichen, aber sie kommen früher oder später in unseren Brunnen
an, denn alle Wasserkörper sind untereinander verbunden. Deshalb ist ständige Wachsamkeit geboten.