Informationsveranstaltung zur Planung einer Biostation

Kreishaus Olpe, 24.04.2024, 17 Uhr

Wir gratulieren herzlich den Einwohnern des Kreises Siegen-Wittgenstein zu 35 Jahren erfolgreicher Arbeit der Biostation!

Im Kreis Olpe kämpfen viele Ehrenamtliche weiterhin um die Einrichtung einer solchen Institution.

Am Mittwoch, den 24.04.2024 lädt der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde herzlich zu einer Informationsveranstaltung ein, um Vor- und Nachteile einer solchen Einrichtung noch einmal unter fachkundiger Beteiligung zu diskutieren.

Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 17 Uhr im Sitzungssaal 1 im Kreishaus.

Die Fachleute sind:
- Jutta Capito, Landwirtin, CDU-Kreistagsmitglied Si-Wi und Mitglied im Trägerverein der dortigen Biologischen Station, zu Arbeitsabläufen und Aufgabenvielfalt einer Biostation,
 - Werner Schubert, ehemaliger Leiter der Biologischen Station im Hochsauerlandkreis, zur gemeinsamen Arbeit von Naturschutz und Landwirtschaft,
- Christoph Ewers, CDU, Bürgermeister der Gemeinde Burbach (SI), zu den Auswirkungen einer Biologischen Station auf die Kommunen,
- Birgit Beckers, Vorstandsmitglied des Dachverbandes der Biologischen Stationen NRW und Leiterin der Biologischen Station Soest, zu allen finanziellen Aspekten einer Biostation.
Die Moderation wird Ulrich Köster vom Verband Deutscher Naturparke übernehmen.


Am Mittwoch, den 24.04.2024 lud der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde zu einer Informationsveranstaltung ein, um Vor- und Nachteile einer solchen Einrichtung noch einmal unter fachkundiger Beteiligung zu diskutieren.
Als Moderator trat Ulrich Köster vom Verband Deutscher Naturparke auf.

Es trugen vor:
Werner Schubert, ehemaliger Leiter der Biologischen Station im Hochsauerlandkreis, zur gemeinsamen Arbeit von Naturschutz und Landwirtschaft:
- Biostationen können Planung und Umsetzung von Maßnahmen aus einer Hand bieten, was Vorteile bringt
- gute Zusammenarbeit und Unterstützung von Landwirtschaftskammer und UNB
- Biotopbaumkartierung im Wald, bringt Fördermöglichkeiten für die Waldbesitzer
- Artmonitoring für das LANUV, Entscheidungshilfe für die UNB
- eigener Landschaftspflegetrupp bietet Vorteile, ist jedoch nicht nötig, Aufträge für Pflegemaßnahmen können auch an lokale Waldbauern und Landwirte gehen
- Maßnahmen finden vor allem auf Grenzertragsstandorten statt, keine Flächenkonkurrenz zu Vollerwerbsbetrieben
- Stationen kooperieren mit allen Beteiligten, z.B. Naturparken
- praktisches Beispiel: Station hat teuren, sehr leistungsstarken Mähbalken angeschafft, den sich Landwirte ausleihen können, keine Investition nötig
- Station errichtet Hecken oder Zäune für bestimmte kleine Flächen und übergibt dies an die Landwirte

Birgit Beckers, Vorstandsmitglied des Dachverbandes der Biologischen Stationen NRW und Leiterin der Biologischen Station Soest, zu allen finanziellen Aspekten einer Biostation.
- ca. 40 Stationen im Land, weißer Fleck ist der Kreis Olpe
- aus Verrechnungseinheiten muß alles bezahlt werden, das Land gibt 80% zu den Festkosten
- die 20% Eigenanteil können von verschiedenen Trägern kommen, oft sind es Trägervereine unter Beteiligung der Kreise
- dies ist jedoch nicht verpflichtend, im Grunde ist jede Station einzigartig in der Trägerzusammensetzung
- Einwerbung von Drittmittelprojekten bringt massive regionale Wertschöpfung, Unternehmen und Tourismus vor Ort profitieren
- Förderzeiträume werden aktuell von 1-Jahres auf 3-Jahres-Zeiträume umgestellt, bessere Planbarkeit
- Stationen weisen keine Schutzgebiete aus! Das tun die Behörden nach Gesetzeslage

Jutta Capito, Landwirtin, CDU-Kreistagsmitglied Si-Wi und Mitglied im Trägerverein der dortigen Biologischen Station, zu Arbeitsabläufen und Aufgabenvielfalt einer Biostation
- Station SiWi hat Drittmittelprojekte erst seit einigen Jahren eingeworben, derzeit z.B. LIFE-Projekt im Umfang von 4 Mio €
- starker Fokus auf Umweltbildung, überregionale Zusammenarbeit schon beginnend in Kindergärten
- Vertragsnaturschutz: großer Erfolg, inzwischen kommen die Landwirte auf die Station zu, Station betreibt Angebotsnaturschutz, niemals Pflicht
- Fokus liegt auf Grenzertragsstandorten, die schwer zu bewirtschaften sind und teilweise schon aufgegeben wurden, durch die Förderung ist die Bewirtschaftung wieder lukrativ
- sehr konstruktive Zusammenarbeit der Beteilgten im Trägerverein, immer einstimmige Beschlüsse nach Diskussion

Christoph Ewers, CDU, Bürgermeister der Gemeinde Burbach (SI), zu den Auswirkungen einer Biologischen Station auf die Kommunen
- Die Haushaltsberatungen der Bürgermeister (Kreisumlage) sind immer höchst kontrovers, keine Kommune hat jedoch je, auch in Zeiten klammer Kassen, die Station in Frage gestellt.
- Station bietet fruchtbare Zusammenarbeit amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes, Landnutzenden und Behörden. Die Kommunikation funktioniert sehr gut trotz aller Unterschiede.
- Leistung der Station ist anerkannt, die Kommunen können diese Aufgaben nicht leisten. Z.B. gibt es nicht einmal mehr überall Umweltbeauftragte.
- trotz vorhandener Biostation bleiben immer noch Aufgaben der Kommunen unbearbeitet!
- die Fördermittelsuche und -beantragung durch die Station entlastet die Kommunen stark
- der Vertragsnaturschutz ist für viele Landwirte ein wichtiges finanzielles Standbein
- er kann sich nicht vorstellen, welche Gründe gegen die Einrichtungen einer Station sprechen könnten!!
- Anregungen und Wünsche der Verwaltungen gehen ein in den Maßnahmenplan.

Wortbeitrag von Beiratsmitglied Michael Bieke, Waldbauernverband
- Betriebe in Land und Forstwirtschaft stehen mit dem Rücken zur Wand
- Personal fehlt, kaum noch jemand ist zu den Arbeitszeiten bereit, keine Zeit für weitere Belastungen
- umfangreiche Gängelung durch Gesetze und Vorschriften erschwert den Betrieben die Arbeit, komplizierte Antragsstellungen bei Förderungen fast unerfüllbar
- der Käfer frisst derzeit das Kapital der Forstbetriebe, Ertrag erst wieder in 50 Jahren, viele Betriebe werden schließen müssen
- den Wolf will keiner sehen

Fazit:
- schwer zu fassen, am besten vielleicht:
-- Errichtung einer Station, zunächst für eine Förderperiode von 3 Jahren, dann kann man sehen, wie das Ganze läuft.
-- wenn der Kreistag bei seiner ablehnenden Haltung bleiben sollte, können einzelne oder alle Kommunen selber Mitglied im Trägerverein werden